Belgien: Was sonst noch so getrunken wurde …

Während der drei Wochen durch Luxemburg, Frankreich und Belgien konnten wir neben den bereits berichteten französischen Bieren, den belgischen Klosterbieren und den Leckereien der Brasserie Super de Fagnes noch weitere Biere verkosten:

Mort Subite

Von der Geuze habe ich euch schon mal vorgeschwärmt. Dem kann ich auch jetzt nichts hinzufügen, es ist und bleibt ein ganz tolles Sommerbier, das sowohl zum Genießen geeignet ist, als auch eine hervorragende Erfrischung bringt!

Darum habe ich auch mal vom Lambic „Extreme“, hier in der Ausführung Framboise (also mit Himbeeren) probiert. Leider aus der Flassche, so kann ich zur Farbe nichts sagen. Der Duft ist leider nur der nach Himbeersirup, keinerlei bierige Aromen kommen da noch durch. Auch geschmacklich macht der Sirup alles tot: trotz der 4,3% alc. schmeckt es wie pures Himbeersirup abzüglich der sonst ungenießbaren Süße. Insofern würde ich es nur als Alternative für Sirup oder Saft aktzeptieren, aber den braucht man ja auch nur zu trinken, wenn man keinen Alkohol darf/kann … Ganz klar: Etwas, das die Welt nicht braucht!

Vedett

Hier sind wir über eine kleine Stumpenflasche IPA gestolpert. Eigentlich gar kein Pale Ale, steht auf dem Etikett ;-). Hier wird mal nicht auf beinharte Craft Beer Brewer gemacht, das ist sympatisch. Und sympatisch ist auch der Inhalt: schon so typisch fruchtig und trocken wie ein I.P.A., aberkeine ausgesprochen abartigen Hopfenaromen, halt einfach ein sehr nettes Bier an einem Sommerabend beim Grillen.

Bocq

Die Brasserie du Bocq ist eine kleine Brauerei in Purnode, nicht weit von Dinant (Leffe). Sie ist zu besichtigen, aber leider war gerade die lange Mittagspause angebrochen und keiner da, nicht einmal im Verkauf. Wir haben im Supermarkt Flaschenbier gefunden und am Abend das Gauloise Ambree verkostet. Das ist mit 5% alc., malziger Würzigkeit und fruchtiger Frische endlich ein ganz normal geniessbares Bier! Das Gauloise Blonde hat schon wieder 6,5%. Man merkt das aber nicht so sehr, es ist auch nur eine Nuance weniger würzig und dafür fruchtiger. Nicht schlecht, aber so richtig vom Hocker haut es uns auch nicht.

Brasserie Dubuisson Cuvee des Trolls

Diese Flasche hatte ein Freund aus unserer Motorradgruppe von seiner Tour mitgebracht. Wir haben sie nirgends gefunden, der Verbreitungsgrad ist wohl eher lokal. Es ist ein Blondes mit 7%, also auch wieder in diesem mittleren belgischen Bereich. Wir empfinden es aber als frischer, süffiger, auch durstlöschender als viele der anderen, die wir aus den immer zu warmen Flaschen verkosten können. Ob das von den mitgebrauten Orangenschalen kommt, von denen ich hinterher lese?

Chouffe

Zunächst bekommen wir aus der Flasche ein IPA angeboten. Das Houblon ist erstaunlich herb-würzig für ein IPA, und von Anfang an sehr trocken. Ich vermisse Fruchtigkeit, daß es auch nicht besonders bitter ist, fehlt mir allerdings nicht. Kalt ist es recht erfrischend, aber weil es so trocken ist nicht so wirklich süffig. Trotzdem ein interessanter und spannender Geschmack!

Später fahren wir auch zur Brauerei nach Achouffe bei Houffalize. Das ist ein nettes kleines Örtchen mit alten Häusern, und einer viel zu modernen Brauerei mit einem Touristenrummel – überall Gartenzwerge – der dem Dorf locker 3 Nummern zu gross ist. Wir latschen trotzdem einmal herum und durch den Souvenirshop, aber dann geht’s schnurstracks zur Taverne. Da es noch weiter gehen soll heute, nehme ich ein wööööönziges Soleil (ich habe noch nie so ein kleines Bierglas gehabt). Es ist superschön hellgelb trüb mit einem fast schon cremigen Schaum, der auch toll am Glas kleben bleibt. Trotzdem deutlich ist der Citra-Duft, dem ein Aroma von Maracuja und Ananas folgt. Frisch und sehr fruchtig ist auch der Antrunk, vollmundig und weich das Mundgefühl und im Abgang gesellt sich noch eine weitere säuerlichere Fruchtnote hinzu (Johannisbeere?). Das find ich ganz toll! Mit „nur“ 6% alc. auch sonst ein erfrischendes Sommerbier.

Das IPA muß aber auch noch frisch vom Hahn gezapft verkostet werden. Es ist ein wenig intensiver als aus der Flasche, das macht sicher die Möglichkeit, es auch zu riechen. Hier nehmen wir auch noch einen Hauch Citrus-Aroma war, der quasi über der Wacholderheide versprenkelt ist. Schon recht gut, nur halt etwas ungewohnt.

La Rulles

In Rulles ist das irgendwie das Gegenteil von Achouffe: Bis wir es realisiert haben, sind wir schon durchs Dorf durchgerauscht, und haben keine Brauerei gesehen. Im einzigen mittags offenen Gebäude, einem kleinen Imbiß, fragen wir nach und werden ums Eck geschickt. Tatsächlich, in einem unscheinbaren Lagerhaus werden Kästen und Fäßer verladen, und da ist auch ein geschlossenes Büro – aber da läuft ja ein Mann in Gummistiefeln herum. Wir fragen und werden sehr erfreut ins Büro geleitet, wo uns geduldig und ausführlich alle Produkte gezeigt und beschrieben werden – und es gibt viele, mehr als unser Gepäck aufnehmen kann, schade. Dann entscheiden wir uns doch für die Besonderen:

Ein Saison in der 0,7l-Flasche mit 5,3 % alc. Es ist obergärig mit Weizenmalz gebraut und mit seiner Art typisch für diese Gegend. Helles Bernstein ist die Farbe, aber trüb, klar ein unfiltriertes Bier. Der Schaum ist feinporig. Zunächst läßt er kaum Düfte durch, dann merkt man aber doch malzfruchtige Noten. Im Antrunk erlebt man erst einen Früchte-Cocktail, dann setzt sich aber der malz- und getreidefruchtige Körper durch, um im Abgang einem zarten Hauch grasiger Würze Raum zu lassen. Das ist sehr, sehr ausgwogen, rund, reif! Und dann noch gut trinkbar.

Die zweite, ebenfalls 0,7l-Flasche ist ein Estivale, also ein Festbier. Mit 5,2% liegt es im selben Bereich. Optisch unterscheidet es sich aber schon: von leicht rötlicher Farbe, und nur etwas trüb. Der Schaum ist schön cremig. Die Nase nimmt einen grasig-grünen Duft wahr, nach solchen kleinen grünen sauren Äpfeln. Auch beim Estivale ist der Antrunk fruchtig-frisch, dann wird es würziger, vollmundig getreidig, und klingt mit trockenem Abgang aus. Alle Grundaromen sind drin und sauber aufeinander abgestimmt. Toll! Ich finde es zwar deutlich komplexer als das Saison, aber dennoch genauso süffig.

Diekirch

Viel zu schnell müssen wir Bierwunderland Belgien verlassen und sind in Luxemburg. Andererseits haben wir eine unbändige Lust auf ein „leichtes“ Helles, das man am Ende eines verschwitzten Fahrtages einfach so zur Erfrischung trinken kann ohne enttäuscht zu werden, aber auch ohne nachdenken zu müssen. Wir prüfen also bei der Campingplatzregistrierung die Aufschrift der Zapfhähne, gucken uns kurz an, und klar ist: „Und zwei Bier, bitte!“.  Das frisch gezapfte hier heimische Diekirch erfüllt diese Erwartungen ganz: frisch, kühl, einfach. Das brauchts hin und wieder, um sich zu resetten…

Über benhur

Ich stamme aus dem schönen Altmühltal, wo auch mein Lieblingsbier herstammt (das Wettelsheimer Strauss) und meine Lieblingssorte Märzen verbreitet ist. Mittel- und Centralfranken (Nürnberg) ist biertechnisch auch mein Schwerpunkt, die Zeit im Münchner "Exil" hat aber auch ihre Spuren hinterlassen.

2 Kommentare

  1. Danke benhur für die ausführliche Vorstellung des Bierlandes Belgien. Das hat mir nocheinmal die tollen „Bierabenteuer“ in Erinnerung zurück gebracht. Kann deinen Reisetipp bestätigen. Immer wieder gerne!

  2. Tschah .. ich muss ja sagen, nachdem ich inzwischen Geuze probieren durfte .. IS GAR NICHT MEIN FALL (Belgien ist von hier aus ca. 30 km entfernt, man bekommt sowas also eher mal unter die Nase). Aber Lambic .. Lambic find ich geil! 🙂

    Und Witbier, wobei das sowohl in NL als auch BE zu finden is.NL is nu auch ca. 20 Gehminuten entfernt. Findet man im örtlichen Supermarkt auch recht häufig 🙂

    cu, w0lf.

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